Sonntag, 19. Januar 2014

»IV-Abschied nehmen

Es gibt viele Dinge für die ich bereits sowas wie ein Ritual entwickelt habe.  Zum Beispiel frühs aufzustehen. Ich stehe immer mit beiden Beinen gleichzeitig auf, dann gehe ich immer zuerst ins Bad und dann schaue ich immer nach den Vögeln. Ich brauche diesen kleinen Fix am Morgen. Sie bedeuten mir sehr viel, sind es doch die einzigen, die sich freuen wenn ich nach Hause komme, mir Gesellschaft leisten, wenn ich mich einsam fühle und mich mit ihrer Art aufmuntern, wenn ich traurig bin.
Ich habe zwei Nymphen, zwei Zebrafinken, einen Singsittisch, einen Barabandsittisch und zwei Wellensittische, oder hatte. Denn heute früh musste ich einen meiner Schützlinge tot auffinden. Wir hatten sie von einer Freundin aufgenommen, daher wusste ich nicht wie alt sie geworden ist. Panisch hatte ich versucht mich zu erinnern, wann sie zu uns kam, konnte es nicht, machte mir Vorwürfe, weil ich diejenige bin, die sich hier allein um die Vögel kümmert.
Was hatte ich falsch gemacht? 
Warum hatte ich es nicht bemerkt, wenn sie denn krank war?
Es ist meine Schuld.
Ich ließ die anderen aus den Käfigen, legte ihren starren zusammengefallenen Körper behutsam in einen Karton, reinigte den Käfig, sagte meiner Mutter bescheid:
"Naja das Viech wäre ohnehin früher oder später gestorben, was machst du da so ein Theater drum, jetzt hör auf zu weinen"
Tut mir leid, dass es mich mitgenommen hatte, tut mir leid, wenn mir das Viech so viel bedeutet hatte.
Mit einem halb verrosteten Spaten versuchte ich in der Kälte in die angefrorene Erde im Hof ein Loch zu schaufeln. Zu viel tam tam, meinte meine Mutter, wozu denn eine Beerdigung? Tut mir leid, dass ich so verletzlich bin.
Das Loch war gerade tief genug, um den Karton hinein zu legen.
Vielleicht hatte ich überreagiert. Aber vielleicht konnte sie nicht verstehen,  wie sehr ich an ihnen hänge und wie sehr mich der Gedanke, ich könnte mich nicht gut genug um sie gekümmert haben, quält. Und was ist falsch daran, wenn mir das Leben eines kleinen Geschöpfs so sehr am Herzen liegt. Sollte man Leben nicht schätzen egal wie klein es ist? 
Und Abschied nehmen fällt immer schwer.
Ich bin gerade so aufgewühlt, möchte einfach schlafen, aber die Gedanken surren durch meinen Schädel, so vieles ist heute noch passiert, doch ich habe bereits so viel geschrieben. 
Tut mir wirklich leid, wenn das alles jetzt etwas kindisch klingt, aber ich musste es gerade loswerden und vielleicht kann mich auch jemand verstehen.
-Damit fang ich besser nicht erst an-
XOXO
xAurora

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