Samstag, 22. März 2014

Me vs Me has always been my biggest fight

Eine Essstörung bedeutet im ständigen Kampf mit sich selbst zu sein.
24/7, rund um die Uhr.
Es hört nie auf, du kannst nicht davor fliehen.
Wie auch? Wenn dein größter Gegner doch du selbst bist.
Man kann nicht vor sich selbst davon laufen. 

Diese Gedanken verfolgen einen wohin man auch geht. Was immer man tut.
Sie sind immer da. 
Und rauben dir deine Kraft, die Kraft, die du brauchst, um gegen diese Stimmen, dieses Verlangen anzukämpfen.

Doch was wenn die Kräfte aufgezehrt sind?
Was wenn man sich nicht mehr wehren kann?
Wenn man z e r b r i c h t? 


Sie sagen, manchmal muss man erst ganz unten angelangt sein, bis es endlich wieder nach oben geht.

Nach dem Gräultag von gestern, hatte ich heute einen Totalaussetzer. Ich erwachte diesen Vormittag wie aus einem monatelangen Koma geweckt. Ich kann mich nicht erinnern, wann mir zuletzt sämtliche Gliedmaßen dermaßen geschmerzt haben. Ich rollte mich aus dem Bett, versuchte aufzustehen, doch meine Beine klappten fast weg. Ich verharrte kurz, holte noch einmal Luft und stemmte mich dann hoch. Ich fühlte mich so unglaublich schwer, so zu Boden gedrückt. So ähnlich muss sich der Wolf gefühlt haben, nachdem sein Bauch mit Ziegelsteinen gefüllt wurde, mit dem großen Unterschied, dass meiner furchtbar krampfte und nach Essen schrie.
Das mit dem Zeitungenaustragen ließ ich heute auch einfach bleiben. Wozu arbeiten, wenn man kein Geld bekommt? Die Kraft dazu hatte ich ohnehin nicht. Mir war das heute einfach e g a l.
Ich wusste, dass ich etwas essen musste. Die Tür unten war v e r s c h l o s s e n. Neuerdings pflegt meine Mutter am Abend die Wohnungstür zur unteren Wohnung, in der sich die Küche befindet, zu verschließen, damit des nachts nicht die unruhigen Gespenster wie ich eines bin, sich hinein schleichen und stören.
Ich hatte zum Glück noch einen kleinen Apfel, der war für die Vögel gedacht. Ich entschloss ihn zu teilen. Eine Hälfte verteilte ich an die Liebsten, die andere aß ich, einerseits froh nur so wenig gegessen zu haben, anderer seits noch immer hungrig, müde und schwach.
Als würde ich schlafwandeln irrte ich unruhig und vom eigenem Körper gepeinigt in der Wohnung umher. Ich wartete, dass unten die Tür auf ging. War sie überhaupt da? Ich hörte nichts. Versuchte mich abzulenken, malte, legte mich hin, nahm die Gitarre, stellte sie gleich wieder weg, versuchte zu schlafen, trank noch mehr Wasser. Meine Gedanken drehten sich immer noch ums essen, nur noch ums essen. Ich bedauerte nichts bares mehr daheim zu haben, aber das hatte ich mir auch selbst so vorgenommen, damit ich eben nicht einkaufen gehen kann. Ich verfluchte mich, dass ich mir kein Essen einteilen kann. Ich wurde fast verrückt.
Und dann endlich hörte ich die Tür aufgehen. Plötzlich fühlte ich wie neue Energie durch meinen Körper floss. Ich ging schnell runter. Dort stand meine Mutter. Sie fluchte, dass sie zu lange geschlafen hätte und nun auch noch zu einem Gespräch mit der Betreuerin meiner epileptischen Schwester müsse. Es war Viertel vor 3? Sie trug mir auf irgendetwas zu tun. Ich weiß nicht was, hörte ihr kaum zu. wollte.in.die.Küche. Und. Konnte.Nun.In.Die.Küche. Ich war allein. Niemand, der mich bremsen konnte. The rest is hintory.
Und was war anders heute? Anders war, dass ich es nicht hoch brachte. Ich wollte ohnehin nicht. Ich musste. Es schmerzte. Ich darf nicht. Ich soll es. Ich kann nicht beschreiben, was in mir vorging. Es war grauenvoll. Ich weinte. Erst hatte ich es mal wieder nicht geschafft, mich zu beherrschen, so sehr ich es versuchte, aber ich hatte versagt, mal wieder, nein, dann auch noch das. Ich versuchte mir einzureden, dass es nicht so schlimm sei. Suchte Trost. ES IST DOCH NUR ESSEN. Aber gleichzeitig stieg die Angst davor, der Hass auf mich und die Verzweiflung, diese unendliche Verzweiflung. Ich hielt es nicht aus.
Also zog ich meine Schuhe an, Jacke drüber. Draußen regnete es fürchterlich. Ich musste mich bewegen. Samstag nachmittag-kaum wer unterwegs.
Ich raste, ich hetzte, lief wie besessen. Ein Glück im Mittelgebirge zu wohnen. Berg auf und auf und auf. Ich konnte nicht mehr. Lief schneller. War irgendwann in der Nachbarstadt. Ging langsamer wenn ich jemanden sah, rannte am Feldweg. Rutschte. Fiel in den Dreck. Dass hatte ich verdient, dachte ich. Hechelte. Knie aufgeschlagen. Zähne zusammen beißen. Man muss ja noch noch Hause kommen. So.Schnell.Wie.Möglich. Also weiter rennen.
Mein Körper schmerzt, mein Magen krampft. Die Gedanken rennen. Bin völlig kaputt. Ich bin weiterhin allein und war die letzte halbe Stunde damit beschäftigt, einen Schnapsgummi gegen mein Handgelenk schnipsen zu lassen, um mich abzulenken. Mehr schlecht, als Recht.

Und Sie sagen, manchmal muss man erst ganz unten angelangt sein, bis es endlich wieder nach oben geht.
Doch wie weit muss ich noch fallen? Wann bin ich endlich im Tal? Wann darf ich endlich beginnen, wieder zu klettern?
Ich bin bereit dafür.
Doch bitte, lass keine Schlucht auf mich warten.

Ich weiß nicht, ob ich das schaff'.

2 Kommentare:

  1. Was du über deine Familie schreibst klingt so schlimm :-( Es tut mir so leid, dass du unter solchen Umständen leben musst..
    Und es tut mir leid, dass es dir heute so schlecht ging.. ich frage mich momentan auch immer, wie tief oder oft ich noch fallen muss. Ich hoffe es hört bald auf, bei uns beiden <3

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  2. es kann tatsächlich ein fass ohne boden sein oder werden, aber mir sagte mal eine ärztin: sie brauchen glück zum überleben! - ich fand und find das sehr richtig; mein glück warn menschen die mich sozus. gerettet ham in dem sie mich zur raison gebracht haben, ob deine jetzige umgebung (mutter, sis's,..) das au vermögen? don't know, aber sicher wirds jmd geben ;)

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