Dienstag, 6. Mai 2014

Teil 1: Sie klingt wie Glas-

"Sie klingt wie Glas-
Wie bald bricht das!
Ist hohl inwendig.
Hier glänzt sie sehr,
Und hier noch mehr:
Ich bin lebendig!" - Goethe~ Faust (Der Tragödie erster Teil)
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Wie viel kannst du tragen?
Wie viel verkraften?
Wie viel wegstecken?
Wie viel verdrängen?
Und wie viel vergessen?  Bevor du z e r b r i c h s t?

Das sind Fragen, die mich schon so lange begleiten. Wie viel muss man ertragen, bis genug einfach genug ist?
Nun sitze ich hier in meinem Übergangszimmer, in einem fremdem Bett, an einem fremdem Ort mit der alt bekannten Tasse gefüllt mit allzu gekanntem Cappuccino mit wer weiß wie vielen Kalorien, weiß weder wie es weiter geht noch wo ich stand und denke und frage mich, war genug nun endlich genug?

-1- Donnerstag, der 17.04.2014 :
Letzter Schultag vor den lang ersehnten Osterferien. Doch wo war die Freude auf die wohlverdiente Auszeit? 48kg glatt, sagt die Waage, doch noch immer dies flaue Gefühl im Magen. So müde, so erschöpft, so ausgelaucht, ernüchtert.
'Dir scheints nicht gut zu gehen'-meinte Frau P. Besorgt Als sie mich in der Schule sah. 'Wenn du etwas brauchst, dann sag bescheid, ja'
'Alles bestens, mir gehts super', mit dem gefakten Lächeln im Gesicht, eine weitere Lüge gegenüber ihr und vorallem mir selbst. In Wahrheit war ich unbeschreibbar zerissen, aufgewühlt, wusste weder ein noch aus.
Hoffnung gab der angekündigte Besuch von Frau S. -jetzt wird alles besser, halte durch- Doch im Gegenteil.
Sie kam und kam nicht. Derweil musste ich auf meinem Schreibtisch zwei Briefe vorfinden, von meinen Schwestern. Wollte sie gleich wegwerfen, dort konnte nichts gutes drinnen stehen. Am Abend zuvor hatte meine Älteste Schwester mich bereits über Facebook fertig gemacht gehabt und jetzt noch Briefe.
Meiner Mutter ihr Freund hatte früh indes die obige Küche ausgeräumt, mein ganzes Zeug, weg. Nicht mal mehr Tee kannst du dir Kochen, obendrein hatte er mein Essen gefunden, dass ich in der hintersten Ecke des obersten Regals verstaut hatte und - mitgenommen. Und ich weiß nur noch, ich hatte unglaublichen Hunger und Frau S kam und kam nicht. Unten fand ich dann den Kontoauszug. Mein Lohn war gekommen, aufs falsche Konto, warum hatte ich mich auf die Verlängerung eingelassen, wo ich doch wusste das es schief gehen würde - Meine Mutter war nicht bereit mit mir zu reden. 80€ die mir zustehen, so viel hatte ich noch nie im Monat und gerade dann kassiert es meine Mutter ein. Schon gut. war meine Schuld.
Weiter im Gefühlschaos. Weiß nicht wohin mit den über die Woche aufgestauten Emotionen. Hin her, kaum ganz oben und schon wieder tief am Boden. Hab Hunger, will Essen, schleich mich runter und klau mir ihrs, sie nahmen meins, wie ein Tier. Fang an zu Fressen und zu Brechen. Ekel. Scham. Wut und Schmerz. Jetzt besser? Wohl kaum. Zurück zu den Briefen, wollte sie wegwerfen, sollte sie wegwerfen. Doch die Neugier siegte und die schnell niedergeschriebenen Worte auf fleckigem Druckerpapier trieben mir einen Dolch direkt ins Herz und zerrissen es.
~

Der Spätdienst kam gerade herein. Ein freundliches Lächeln, ein 'Gute Nacht' man sieht sich morgen. Zur frühen Stunde, am fremdem Ort mit neuen Gesichtern.
Vielleicht ist man doch angekommen.

2 Kommentare:

  1. Ich freue mich sehr wieder von dir lesen zu können und ich habe oft an dich gedacht und mich gefragt wie es dir wohl ergeht und wie es weiter bei dir verlaufen ist! Es ist einfach traurig wie viel du durch machen musst und wie deine Mama, deine eigene Mama mit dir umgeht und dir das Leben so unerträglich macht, dir die Luft zum atmen nimmt und dich dir in den Weg stellt, obwohl du doch einfach nur leben möchtest.
    Es tut einfach weh dies mit anzusehen aber nun hast du eine neue Chance und auch wenn der Anfang schwer ist sich in einer neuen Situation und Umgebung zu Recht zu finden, hoffe ich doch das es mit der Zeit einfacher werden wird und du endlich die Arme ausstrecken kannst und der Mensch sein kannst der du bist und der du sein möchtest.
    Ich nehme dich ganz fest in den Arm und schicke dir ganz viel Kraft vorbei ♥

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  2. mit goethe's sprachbildern macht man halt nix falsch, da steckt viel zeitlose wahrheit drin! =)

    für grenzenlose offenheit gegenüber jdm. und für alles würde ich nu' au ne plädieren, das mit klugem menschenverstand, bedacht und situativ abzuwägen is schon richtig so!
    eine frage, die du aufwirst: wer schützt uns vor unserem eigenen blut? ich habe sie so beantwortet: es kann nicht das eigene blut sein! wer so ein spiel spielt, kann nicht den anspruch einer mutter/(eines vaters) erheben.. deine entscheidung war und wird die richtige gewesen sein, vermute ich. nur so kannst du dich aus dem "krankhaft-ansteckenden" umfeld befreien.. gutso.

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