Es war seltsam so vor der Schule zu stehen und darauf zu warten, dass das kleine weiße Auto mit dem großen roten Herz der Arbeiterwohlfahrt vorfuhr, um mich abzuholen und in die nächste große Stadt zu fahren. Wir hatten einen Termin, beim Psychotherapeuten.
Oft scheinen die eigenen Ängste und Sorgen banal und unbegründet, aber wer sagt schon, dass ich nicht davor scheuen darf, was mir ungewohnt und beunruhigend ist.
Oftmals kann ich nicht beschreiben was in mir vor sich geht, denn es ist immer alles und doch nichts, so verschieden, aber dennoch alles das Selbe.
Und dann kam sie, nach einer gefühlten Ewigkeit, meine Bezugsperson, J. Ich habe ein gutes Gefühl bei ihr. Wir beide mögen die selbe Musik und haben einen Fabel für Eulen. Das ist doch schonmal etwas. Sie meint, sie hätte mein Instagram gestalkt und sei noch immer von meinen Zeichnungen verblüfft und hofft, dass ich das Zeichnen beibehalte.
Wir erreichten die Praxis mit Mühe 10min zu spät-schon blöd wenn niemamd sich auskennt, aber das war nicht weiter schlimm. Die Praxis befindet sich recht abgelegen im unterem Stockwerk eines Miethauses. Sie war recht klein und überall lagen Spielsachen, eine Kinder und Jugend-Therapeutin eben. Demnächst würde ich hier öfters sein.
Es ist bereits so schon schwer genug laut auszusprechen, was einem bewegt und beschäftig, was einem wiederfahren ist, dich mitnimmt und verletzt. Aber wenn danm auch noch jemand drittes mit drinnen sitzt....
Es war beunruhigend, beklemmend und ja wie war es?
Es war die erste Stunde, die kennenlernstunde, in der sie sich zunächst nur allerhand Notizen machte und mit alle möglichen Fragen stellte. Sie musste sich ein Bild von mir machen.
Am Ende verblieben wir mit einem neuen Termin und ersten "Aufgaben";
1. Ich würde nun jede Woche min. einmal gewogen werden.
2. Ich versuche am Tag wenigstens drei kleine Mahlzeiten zu mir zu nehmen.
3. Ich versuche das Erbrechen weitgehens einzuschränken.
4. Ich denke darüber nach, was meine wahren Beweggründe der krankhaften Gewichtskontrolle sind.
Nach dem Gespräch war ich mehr als aufgewühlt gewesen. Meine Erzählungen sind auch stets so knapp und karg, doch ich wüsste wirklich weder die Atmosphäre, noch meine Gefühlslage oder den Gesprachsinhalt richtih wiederzugeben. ..
J. machte gleich hinterher noch Bekleidungseinkauf, alias pädagogische Einzelarbeit, alias eine Shopping-Tour mit mir, um mich wieder auf andere Gedanken zu bringen und auch mich als eines ihrer Jugendlichen besser kennen zu lernen. Die Ablenkung glückte. Es gab auch biel zu erzählen.
Am Abend hieß es dann auch gleich: ab auf die Waage. J. hielt die Zahl zu. Ich sollte es nicht sehen, denn sie befürchtete es könnte mich wieder ins negative motivieren. Ich weiß es nicht.
Ich weiß eigentlich gar nichts.